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Der Einflussfaktor Arbeitszeit: Wenn Arbeit krank macht

Je nach Bundesland, haben Arbeitnehmer in Deutschland im Jahr 2018 durchschnittlich 248 bis 252 Arbeitstage, abzüglich der Urlaubstage, abzuleisten. Mehr als zwei Drittel aller Tage verbringen wir also in diesem Jahr im Job. Kein Wunder also, dass die Erkrankungen von Menschen häufig auf die Arbeitsbelastung zurückzuführen sind.

Der Faktor Arbeitszeit - wenn Arbeit krank macht

Arbeit, Arbeit, Arbeit

In unserer heutigen Gesellschaft gehört die Arbeit zur sozialen Teilhabe. Wer zu viel arbeitet, kann schneller krank werden als diejenigen, die eine Balance zwischen Arbeits- und Privatleben finden. Nicht umsonst verpflichten sich Arbeitgeber vermehrt zu einer gesundheitsfördernden Arbeitszeitgestaltung. Wissenschaftlich lassen sich drei Faktoren unterscheiden, welche die Wechselwirkung von Arbeit und Gesundheit für unsere Gesellschaft verdeutlichen:

  1. Dauer der Arbeitszeit
  2. Tageszeit
  3. Flexibilität der Arbeitszeit

1. Dauer der Arbeitszeit

Die Dauer der Arbeitszeit wirkt sich langfristig auf die Gesundheit aus. Dabei spielt nicht nur der einzelne Arbeitstag eine Rolle, sondern vor allem die Arbeitswoche im Ganzen.

  • Grundsätzlich gilt: Die tägliche Arbeitszeit sollte in etwa bei maximal 8 Stunden liegen, denn danach nimmt die Konzentrationsfähigkeit stark ab.
  • Wer mehr als 8 Stunden am Tag arbeitet, hat ein höheres Unfallrisiko und erlebt vermehrt Erschöpfungszustände.
  • Mehr als 40 Wochenstunden zu arbeiten, bringt häufig Schmerzen am Bewegungsapparat, Kopfschmerzen oder Verdauungsprobleme mit sich.

Um dem entgegenzuwirken, sind Pausen während der Arbeitszeit sehr wichtig. Sie helfen dem Körper dabei sich zu regenerieren. Die ersten Pausenminuten sind dabei besonders erholsam, heißt es. Aktuelle Studien belegen, dass Kurzpausen (von 2-3 Minuten) die Leistungsfähigkeit steigern. Daher sollten Arbeitnehmer die Möglichkeit haben, diese selbstständig zu nehmen und in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Das Ergebnis: Arbeitgeber bekommen leistungsfähigere, konzentrierte und zufriedenere Arbeitnehmer. Eine klassische Win-Win-Situation.

Natürlich ist es kein Problem, wenn sporadisch oder für eine begrenzte Dauer die Arbeitszeit über dem Soll liegt, solange danach wieder ein Ausgleich geschaffen wird.

2. Tageszeit

Arbeiten, wenn andere Schlafen. Das ist für viele Berufe – wie z.B. Polizisten, Sanitäter und Co. – allgegenwärtige Realität. Doch wie belastend sind Nacht- und Schichtarbeit wirklich?

Viele Körperfunktionen sind abhängig vom klassischen Tag-Nacht-Rhythmus. Tagsüber ist der Kopf aktiv, nachts wird das Erlebte verarbeitet und der Körper kommt zur Ruhe. Kollidieren die Arbeitszeiten mit diesem Rhythmus, dann kommt der Körper ins Schleudern. Das Unfallrisiko erhöht sich bei Nachtarbeit um rund 30 Prozent und Schlafstörungen sind keine Seltenheit.
Schichtarbeiter erleiden überdurchschnittlich oft Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, denn die „innere Uhr“ wird durch unregelmäßige Essenszeiten durcheinander gebracht. Auch Beschwerden des Herz-Kreislauf-Systems oder der Psyche beklagen Schichtarbeiter häufiger. Menschen, die im Nacht- und Schichtdienst arbeiten, sollten sich daher regelmäßig ärztlich untersuchen lassen.


Wer früher kommt, kann früher gehen?
Stimmt natürlich, aber auch hier setzt man sich einem Schlafentzug aus, indem man mitten in der Nacht aufsteht um beispielsweise dem Berufsverkehr auszuweichen. Gut zu wissen – es gibt zwei Schlaftypen: Die so genannten Lerchen und die Eulen. Letztere sind eher Langschläfer und nachtaktiver. Die Lerchen hingegen Frühaufsteher und Tagmenschen. Die beiden Typen haben dementsprechend auch ein ganz unterschiedliches Leistungshoch und Leistungstief. Wenn möglich, sollten Arbeitgeber diesen beiden Typen gerecht werden und entsprechend einen flexiblen Arbeitsbeginn anbieten.

Tipps für jedermann:

  • Nicht mehr als 5 Tage die Woche arbeiten
  • Ruhetage gönnen
  • Schichtpläne langfristig festlegen
  • Nicht mehr als drei Nachtschichten am Stück

3. Flexibilität der Arbeitszeit

In vielen Ländern und dort in vielen Unternehmen ist die flexible Arbeitszeit-Gestaltung hoch im Kurs:

  • Arbeitsdauer und Arbeits-Tageszeit sind variabel
  • Es bestehen keine festen Anfangs-und Endzeiten
  • Es gibt keine Schichtarbeit

Der Vorteil für Arbeitgeber: Die Arbeitszeit kann an die jeweilige Auftragslage angepasst werden. Wird diese Anpassung dem Arbeitnehmer jedoch sehr kurzfristig mitgeteilt, kann es zu Unzufriedenheit und Frustration kommen. Denn durch die hochflexible Arbeitszeit können die Freizeitgestaltung erschwert und private Pläne mit dem Job kollidieren, vor allem, wenn auch Wochenendarbeit möglich ist. Den Arbeitnehmern fehlt in diesem Modell die Selbstbestimmung. Gesundheitlich betrachtet, steht der Arbeitnehmer unter starkem Druck. Daraus folgen Unkonzentriertheit und ein erhöhtes Unfallrisiko.

Wenn hingegen die flexible Arbeitszeit mit einer Selbstbestimmtheit für den Arbeitnehmer einhergeht, kann dies auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit und Zufriedenheit im Job haben. 

Empfehlung für Arbeitgeber

Verschiedenste Studien kommen in den letzten Jahren übereinstimmend zu dem Schluss, dass der persönliche Einfluss auf die Gestaltung der Arbeitszeit, in Abstimmung mit dem Arbeitgeber zur wesentlichen gesundheitlichen Förderung beiträgt.

Arbeitgeber sollten folgendes beachten:

  • Beschäftigten Einflussmöglichkeiten bieten
  • Auch bei selbstbestimmter Arbeitszeit darauf achten, das überlange Arbeitszeiten nicht vorkommen
  • Schulungen zur gesundheitsbewussten Arbeitszeitgestaltung geben
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