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Karneval: Spaß- oder Unfalltag?

Es beginnt mit der Weiberfastnacht am Donnerstag vor Rosenmontag und endet mit dem Aschermittwoch. Auch in diesem Jahr werden wieder tausende Feierwütige den Karneval zelebrieren. Tagelang wird gesungen, getanzt – und vor allem getrunken. Doch ist Karneval lediglich ein harmloser Anlass zum Feiern? Oder birgt diese „fünfte Jahreszeit“ – besonders aufgrund des hohen Alkoholkonsums – ein erhöhtes Unfallrisiko?

Karneval: Spaß- oder Unfalltag?

Ursprung des Karnevals

Bereits seit dem 12. Jahrhundert wird der Karneval von den Christen feierlich begangen, um die Zeit vor der Fastenzeit voll Sinneslust und Völlerei ausgiebig zu genießen. Der Begriff „Karneval“ kommt aus dem Lateinischen „Carne vale“, was so viel heißt wie „Fleisch, leb wohl“.  Zu diesem Anlass verkleideten sich die Menschen und zogen durch die Straßen, um den Winter sowie böse Geister und Hexen zu vertreiben. Als Deutschlands Karnevalshochburg ist das nordrhein-westfälische Köln bekannt. Dort findet seit 1823 jedes Jahr am Rosenmontag ein großer Festumzug statt. Die Hauptzeit des Karnevals erstreckt sich von der Weiberfastnacht (Donnerstag vor Rosenmontag) bis zum Veilchendienstag (Dienstag nach Rosenmontag). Am Aschermittwoch endet alles mit Beginn der Fastenzeit. Offiziell beginnt die sogenannte fünfte Jahreszeit hierzulande jedoch schon am 11.11. um 11:11 Uhr.

An Karneval wird gefeiert, gesungen, gelacht…

Den Höhepunkt erreicht der Karneval in vielen Städten mit dem Rosenmontagsumzug. Massenweise verkleidete Menschen strömen in die Städte – um sich den Umzug anzuschauen oder selbst daran teilzunehmen. Während des Umzuges werden Bonbons – ursprünglich Karamellbonbons, die sogenannten „Kamelle“ – Schokolade und auch mal einzelne Blumen in die Menschenmengen geworfen. Bei dem Kölner Rosenmontagsumzug wurden im letzten Jahr rund 300 Tonnen Süßigkeiten an die über eine Million Besucher ausgegeben. Danach wird in Kneipen oder Zelten weitergefeiert und ausgelassen getanzt. Wer unverkleidet auftaucht, fällt unangenehm auf und riskiert mindestens schiefe Blicke und Sprüche. Denn die Karnevalisten nehmen ihre Kostümierung sehr ernst: Im Durchschnitt werden rund 300 Millionen Euro im Jahr in Deutschland für selbst genähte und gekaufte Kostüme investiert.

… und literweise Alkohol getrunken.

Wie es für große Partys üblich ist, fließt auch an Karneval viel Alkohol. Allein an Weiberfastnacht werden in Düsseldorf über 40.000 Altbiere von den großen Hausbrauereien gezapft. Dabei wird die Wirkung des Alkohols leider vielfach unterschätzt. Der Grad zwischen „Alles ist lustig“  und einem völligen Absturz ist oftmals schmal. So sieht man an Karneval vieler Orts bereits tagsüber volltrunkene Menschen über die Straßen taumeln. Besonders auffällig ist, dass auch viele Jugendliche an Fasching betrunken sind. Durch den Alkohol wird auf der einen Seite die Hemmschwelle gesenkt, sodass vermehrt getanzt und auch geflirtet wird – ein wünschenswertes Ergebnis. Auf der anderen Seite senkt der Alkohol jedoch das Risikobewusstsein erheblich – ein höchst unerwünschter Effekt. Als Folge passieren 25 Prozent mehr Verkehrsunfälle durch Trunkenheit verglichen mit dem Rest des Jahres. Auch die Anzahl der Kneipenschlägereien sowie der schlimmen Stürze, beispielsweise vom Umzugswagen oder beim Tanzen auf Bänken oder der Theke, ist signifikant erhöht. Hinzukommen 529 Platzverweise, 202 in Gewahrsam genommene Personen sowie 437 Anzeigen wegen Körperverletzung, die sich beim Karneval in Köln im Jahr 2018 ereignet haben. Es gab auch 106 Fälle wegen des Missbrauches von Betäubungsmitteln. Außerdem nahm die Polizei 35 Anzeigen wegen Sexualdelikten auf. Aber nicht nur Alkohol sorgt für Unruhe. Auch Pferdewagen können bei dem klassischen Karnevalsumzug ein Risiko darstellen. Ganz oft passiert nichts, wenn Pferde in Festzügen mitlaufen. Man darf aber nicht vergessen, dass Pferde Fluchttiere sind und sie sich jederzeit trotz Gelassenheit und gutem Training vor etwas erschrecken und die Flucht ergreifen können. So wurden 2018 fünf Menschen beim Rosenmontagsumzug in Köln schwer verletzt, als die Pferde der Kutsche durchgingen.

Ein nüchterner Karneval als Lösung?

Besonders Gegner des Karnevals würden einen nüchternen Feiertag sicherlich begrüßen, wurde er doch in Köln schon als „einziges Besäufnis“ bezeichnet. Doch eine nüchterne Karnevalszeit ist nicht gleichbedeutend mit einer unfallfreien Zeit. Auch für Nüchterne besteht weiterhin das Risiko, von Wurfmaterial getroffen und verletzt zu werden oder zu stürzen. Zudem sieht ein Großteil der Karnevalisten den gemeinsamen Schnaps oder die Runde Bier als Teil des Karnevals an, weshalb ein generelles Alkoholverbot in der Karnevalswoche vermutlich auf großen Widerstand stieße.

Was hilft also? Solange es in Maßen bleibt, ist gegen das ein oder andere alkoholische Getränk nichts einzuwenden. Um die Unfallgefahr zu reduzieren, sollten dabei aber die bekannten Tipps befolgt werden: eine gute Essensgrundlage schaffen, zum Beispiel durch das beliebte Karnevalsgebäck Berliner, auch mal eine Runde aussetzen und zwischendurch Wasser trinken. Das bekannte Sprichwort „Bier auf Wein, das lass´ sein“ sollte ebenfalls beherzigt und dementsprechend nicht so viel durcheinandergetrunken werden. Das beugt nicht nur Unfällen vor, sondern senkt auch die Wahrscheinlichkeit eines schlimmen Katers am nächsten Tag ungemein. Und sind wir mal ehrlich: Darauf hat nun wirklich niemand Lust. Außerdem wurde vielerorts bereits ein Glasverbot eingeführt. In der Vergangenheit waren die Straßen übersät mit Splittern und leeren Glasflaschen, an denen sich Passanten verletzen konnten. Das Glasverbot stößt auf positive Resonanz und ermöglicht auch einen Karneval ohne Scherbenteppich und Schnittverletzungen.

Foto: © Kotarl