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Frau im Fokus: Altersvorsorge, Rentenlücke & Co

Es ist ein trauriger Fakt: Im Alter stehen Frauen oft schlechter da als Männer. Und Mütter, insbesondere Alleinerziehende, haben es besonders schwer. Bei ihnen ist die Rentenlücke am größten, also der Unterschied zwischen dem, was sie eigentlich zum Leben brauchen – und dem, was tatsächlich an Leistungen fließt. Dabei muss das nicht so sein. Wir analysieren zuerst die Gründe für Altersarmut und zeigen danach kluge Wege aus der Armutsfalle. Denn gerade für Frauen bieten sich einige Chancen, die ganz offenbar noch lange nicht bekannt genug sind.

Frau im Fokus: Altersvorsorge, Rentenlücke & Co

Frauen haben es im Alter schwer. Viele verdienen schon während des Berufslebens weniger als ihre männlichen Kollegen. Aber auch die vergleichsweise längeren Ausfallzeiten nach der Geburt von Kindern schlagen sich in niedrigeren Rentenansprüchen nieder. Gerade auch Alleinerziehende gehen nach der Elternzeit nicht direkt voll wieder in den Beruf, sondern suchen sich eine Teilzeitbeschäftigung. Und die bringt dann dank des niedrigeren Einkommens ebenfalls niedrigere Rentenansprüche mit sich. Ein Teufelskreis. Die Auswirkungen sind dramatisch: Schon je drei Jahre Eltern- und Teilzeit sorgen bei ansonsten gleichem Einkommen für eine um 10 % niedrigere Rente. Doch zum Glück gibt es Abhilfe.

Ursachen weiblicher Altersarmut

58 % Geringeres Einkommen während des Erwerbslebens

50 % Einkommensfreie Kindererziehungszeiten

43 % Langfristige Teilzeitbeschäftigung

37 % Gar keine Berufstätigkeit

Quelle: YouGov/DEVK 2018

Schnelle Rückkehr zahlt sich aus

Der einfachste Weg zu einer höheren gesetzlichen Rente liegt vermutlich in einer möglichst schnellen Rückkehr in den Beruf. Wer direkt nach der Elternzeit wieder anfängt, zum Beispiel erstmal noch ein Jahr auf einer halben Stelle und ab dann wieder wenigstens 35 Stunden in der Woche arbeitet, profitiert. Je nach Beispielrechnung kann sich die Rente für eine 1983 geborene Bürokauffrau mit zwei Kindern damit um ganze 50 % erhöhen. Dabei hilft der Staat aktiv mit. Kindererziehungszeiten werden heute viel höher angerechnet als früher. So stehen „erwerbsorientierte“ Mütter am Ende sogar besser da als kinderlose Frauen. Welchen Beruf „Frau“ dabei ausübt, ist übrigens egal. Eine Verkäuferin profitiert proportional genauso sehr wie eine hoch bezahlte Betriebswirtin. Aber lange nicht jede Frau ist bereit oder in der Lage, diesen Weg zu gehen. Oft fehlt ein adäquater Betreuungsplatz. Und für viele ist das persönliche Dasein für die Familie auch erstmal das Wichtigste. Zum Glück gibt es auch für diese Frauen Möglichkeiten, die heute noch viel zu wenig genutzt werden. Das Weiterlesen lohnt sich also.

„Unisex-Tarife“: Der Renten-Turbo für Frauen

Egal, wie lange Frauen aus dem Beruf aussteigen, die private Vorsorge lohnt sich für sie ganz besonders – vorausgesetzt, die Wahl fällt auf ein sogenanntes „Leibrenten-Produkt“. Denn Versicherungen sind bereits seit 2012 dazu verpflichtet, Frauen und Männern für den gleichen Beitrag auch die gleichen Renten auszuzahlen. Der Clou liegt hier in der Statistik: Frauen leben in der Regel vier Jahre länger als Männer. Bei allen lebenslangen Renten fällt für Frauen die Rendite damit deutlich günstiger aus als für die männlichen Beitragszahler. Ein starkes Argument, um bei der Auswahl des richtigen Vorsorgeproduktes eher auf eine lebenslange, monatliche Zahlung zu setzen als auf einen Einmalbetrag anzusparen.

Welche Vorsorge für wen?

Als erstes schauen wir uns die bekanntesten, staatlich geförderten Vorsorgeformen an: Riester-Rente, betriebliche Altersvorsorge (bAV) sowie die Basisrente (früher oft Rürup-Rente genannt). 


Riestern lohnt sich für alle, die einen Rechtsanspruch haben. Die Grundzulage wurde 2018 weiter erhöht auf 175 Euro im Jahr, für jedes ab 2008 geborene Kind fließen 300 Euro pro Jahr vom Staat hinzu. Bis zu 2.100 Euro Vorsorgeleistung im Jahr sind außerdem steuerfrei, senken also in den meisten Fällen auch noch die eigene Steuerlast. So bleibt in jungen Jahren mehr Netto vom Brutto – und später fließt jeden Monat eine hohe Zusatzrente.

Ähnlich attraktiv für alle, die angestellt arbeiten, ist die betriebliche Altersvorsorge. Der Rechtsanspruch darauf ist schon lange gegeben, der Arbeitgeber muss die Möglichkeit dazu also einräumen. Seit 2018 ist er außerdem dazu verpflichtet, 15 % Zuschuss auf die Rentenleistung zu geben. Und die wird zusätzlich vom Staat massiv unterstützt. Je nach Einzelfall kann es so dazu kommen, dass aus 50 Cent eigener Sparleistung bis zu 1,15 Euro werden, die in die Zusatzrente fließen. Das lohnt sich richtig.

Sonderfall Basisrente

Die Basisrente oder Rürup-Rente galt lange Jahre als Sondermodell, dass sich nur an Hochverdiener und Selbstständige wendet. Der Grund dafür liegt in der Konstruktion: Die Beiträge können als Sonderausgaben steuerlich geltend gemacht werden und senken so das zu versteuernde Einkommen von Ehepaaren oder Alleinerziehenden. Direkte Förderungen fließen nicht. Zum Glück gibt es eine sehr einfache Formel, mit der sich prüfen lässt, ob sich die Basisrente für einen selbst überhaupt lohnt: Sie empfiehlt sich demnach für jede Frau (und jedes Ehepaar), bei dem der Grenzsteuersatz über 35 % liegt. Für eine alleinstehende Frau ist das ab einem Einkommen von 40.000 Euro im Jahr gegeben.

Fazit und Ausblick

Viele Frauen und Mütter sind in Finanzdingen zu wenig informiert und in der Altersvorsorge nicht aktiv genug. Dabei bieten sich viele unterschiedliche Modelle an, der Altersarmut zu entgehen. Neben den staatlich geförderten, privaten Vorsorgeoptionen gibt es zudem auch immer noch die Chance, auf klassische Vorsorgeprodukte zu setzen – zum Beispiel eine Kapitallebensversicherung oder einen Aktiensparplan. Klar ist, dass die Besonderheit der Unisex-Tarife alle lebenslangen Rentenzahlungen gerade für Frauen besonders attraktiv machen.

Wir können also feststellen, dass es nicht nur viel zu tun gibt, damit „Frau“ in Sachen Rente aufholt. Sondern dass es eben gerade auch für „Frau“ besonders viele Chancen gibt, profitabel für die Zeit nach der aktiven Arbeit vorzusorgen

Wir sprechen gerne mit Ihnen über Ihre individuellen Chancen, im Alter bestens dazustehen. Unsere Expert*innen freuen sich, Ihnen persönlich weiterzuhelfen.

Foto: © jd-photodesign