Die Zukunft der Pflege
Die Pflege steht in der Zukunft vor großen Herausforderungen und Veränderungen, die nicht nur Pflegekräfte, sondern auch pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige betreffen. Obwohl Pflegeberufe für die Gesellschaft von unschätzbarem Wert sind, gelten sie oft als unattraktiv. Lange Arbeitszeiten, körperliche und psychische Belastungen sowie eine unzureichende Bezahlung führen dazu, dass sich viele Menschen gegen eine Karriere in der Pflege entscheiden.
Pflege umfasst dabei weit mehr als nur die Unterstützung im Alltag: Dazu gehören medizinische Versorgung, emotionale Unterstützung und soziale Interaktion, die pflegebedürftigen Menschen Lebensqualität und Würde ermöglichen. Letztlich ist das Ziel, das Leben lebenswert zu machen.

Pflegekräftemangel
Der Mangel an Pflegekräften stellt eine der größten Herausforderungen für die Zukunft der Pflege dar. Schon heute bleibt eine offene Stelle in der Krankenpflege durchschnittlich 230 Tage unbesetzt, während es in der Altenpflege etwa 210 Tage dauert, bis eine geeignete Fachkraft gefunden wird. Laut der Barmer Krankenkasse wird bis zum Jahr 2030 ein Defizit von mehr als 180.000 Pflegekräften in deutschen Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern erwartet.1
Dieser akute Fachkräftemangel hat weitreichende Folgen: Die Arbeitsbelastung für das bestehende Personal steigt, was nicht nur die Qualität der Pflege, sondern auch die Attraktivität des Berufs weiter beeinträchtigt. Ohne nachhaltige Maßnahmen und Anreize wird es schwer, den Pflegeberuf zukunftsfähig zu gestalten und sicherzustellen, dass jeder pflegebedürftige Mensch die benötigte Unterstützung erhält.
Was sich Pflegekräfte in der Zukunft wünschen
Um den Pflegeberuf attraktiver und zukunftsfähig zu gestalten, ist es entscheidend, auf die Bedürfnisse der Pflegekräfte einzugehen. Ein zentrales Anliegen ist die Vereinbarkeit von Familie, familiärer Pflege und Beruf. Flexible Arbeitszeitmodelle und familienfreundliche Regelungen könnten dazu beitragen, mehr Menschen für diesen Beruf zu gewinnen und im Beruf zu halten.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die attraktive Bezahlung. Angemessene Löhne, die den Anforderungen und Belastungen des Pflegeberufs gerecht werden, sind essenziell, um die Attraktivität des Berufsfeldes zu erhöhen. Ebenso wichtig ist eine gute Personalausstattung, die es ermöglicht, dass Pflegekräfte ihre Aufgaben gewissenhaft und ohne übermäßige Belastung erfüllen können.
Zudem wünschen sich viele Pflegekräfte eine stärkere Einbindung in Entscheidungen und ein partizipatives Führungsmodell, das die Expertise und Erfahrung der Fachkräfte berücksichtigt. Auch die Stärkung der Pflegeprofession selbst, durch eine höhere gesellschaftliche Anerkennung und Aufwertung des Berufs, wird als notwendig erachtet.
Mit einem digitalen Arbeitsplatz und dem Einsatz moderner Pflegetechnologien können die täglichen Aufgaben erleichtert und effizienter gestaltet werden. Letztlich sind es Maßnahmen zur aktiven Förderung des Berufseinstiegs und Berufsverbleibs, die langfristig dazu beitragen, den Beruf des Pflegefachpersonals attraktiver zu gestalten und den Fachkräftemangel abzumildern.2
Studie zur Zukunft der Pflege in Deutschland
Die aktuelle myneva-Studie "Pflege 2024" beleuchtet die drängenden Herausforderungen in der Pflegebranche und zeigt, wie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung dazu beitragen könnte, den chronischen Fachkräftemangel zu lindern.3
Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse:
- Hoffnung auf KI: Über 70 % der 524 Befragten erwarten durch KI eine baldige Entlastung bei Routineaufgaben, vor allem in der Administration und Dokumentation, um den Fachkräftemangel zu lindern.
- Digitalisierungswünsche: Fast 70 % der Befragten sehen die Digitalisierung in der Pflege als unzureichend umgesetzt an. Besonders gefragt sind Tools wie Spracheingabe, mobile Endgeräte mit benutzerfreundlichen Apps und KI-gestützte Übersetzung für mehrsprachige Kollegen.
- Arbeitszeit-Belastung durch Dokumentation: Dokumentationsaufgaben beanspruchen etwa ein Viertel der Arbeitszeit und sind ein wesentlicher Grund für den Wunsch, die Branche zu wechseln.
Wie sollte der Pflegeberuf in Zukunft aussehen?
Die Pflegewissenschaftlerin und Care-Spezialistin Francesca Warnecke erklärt uns in unserem Podcast Lebenswert kurz und knapp, wie der Pflegeberuf der Zukunft aussehen sollte.
Steigende Belastung für Angehörige
Neben dem Mangel an professionellen Pflegekräften wächst auch die Belastung für Angehörige, die sich zunehmend in der Verantwortung sehen, die Pflege ihrer Verwandten selbst zu übernehmen. Die Anzahl pflegebedürftiger Menschen steigt kontinuierlich. Es wird erwartet, dass bis zum Jahr 2030 rund 30 Prozent mehr Menschen auf Pflege angewiesen sein werden. Besonders die sogenannte Babyboomer-Generation, die fast 22 Prozent der deutschen Bevölkerung ausmacht, wird das Pflege- und Gesundheitssystem stark beanspruchen.
Viele Angehörige entscheiden sich dafür, ihre Verwandten zu Hause zu pflegen, was für die Pflegebedürftigen oft schöner ist als der Aufenthalt in einer Pflegeeinrichtung. Laut Hochrechnungen der Barmer Krankenkasse werden in weniger als zehn Jahren knapp drei Millionen pflegebedürftige Menschen ausschließlich durch Angehörige betreut – rund 630.000 Menschen mehr als im Jahr 2020. Doch diese Entscheidung bringt eine erhebliche Mehrbelastung mit sich: Physische und psychische Erschöpfung sind für pflegende Angehörige häufige Begleiter und können langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen.4 Daher ist es ratsam, dass pflegende Angehörige über eine Berufsunfähigkeitsversicherung nachdenken, um im Falle gesundheitlicher Beeinträchtigungen finanziell abgesichert zu sein und sich gegen die Risiken der anspruchsvollen Pflegeaufgabe abzusichern.
In unserem WissenWert-Artikel “Arbeit und Familie vereinbaren” erfahren Sie, welche finanziellen Hilfen es für Familie und Alleinstehende gibt.
Zukunft der Pflege: Mensch-Technik-Interaktion
Die Pflege der Zukunft wird durch Pflegeinnovationen wie beispielsweise automatisierte Sturz- und Notfallerkennungssysteme sowie intelligente Dekubituserkennung unterstützt. Diese Technologien erhöhen die Sicherheit und Unabhängigkeit der Pflegebedürftigen und entlasten das Pflegepersonal.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert Projekte wie das Pflegeinnovationszentrum (PIZ) und vier Pflegepraxiszentren (PPZ) in Deutschland, wo neue Technologien im Alltag erprobt und weiterentwickelt werden. Diese Einrichtungen verbinden Forschung und Praxis, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen und die Versorgung nachhaltig zu verbessern. Die enge Zusammenarbeit von Mensch und Technik schafft das Potenzial, den Pflegealltag effizienter und sicherer zu gestalten.5
Fazit: Die Zukunft der Pflege
Die Zukunft der Pflege verlangt nach umfassenden Veränderungen und Investitionen, um den Beruf attraktiver zu machen und den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Eine bessere Personalausstattung, faire Arbeitsbedingungen und moderne Pflegetechnologien sind entscheidende Schritte, um Pflegekräfte zu entlasten und den Pflegeberuf in der Zukunft langfristig zu stärken. Auch pflegende Angehörige brauchen Unterstützung, um die wachsenden Anforderungen bewältigen zu können.
Neben der Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist die finanzielle Absicherung für Pflegekräfte ein wesentlicher Faktor. Gerade für diejenigen, die in einem anspruchsvollen Beruf arbeiten, ist es wichtig, für das Alter vorzusorgen. Eine private Rentenversicherung oder eine fondsgebundene Rentenversicherung der Hannoverschen Lebensversicherung bietet Pflegekräften die Möglichkeit, gezielt Rücklagen für die Rente zu schaffen. So können sie sich trotz eines herausfordernden Berufsalltags eine stabile finanzielle Zukunft sichern und entspannt auf das Alter blicken.
Quellen
Myneva-Studie, Deutsches Innovationsinstitut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung