Digitaler Grabstein mit QR-Code oder Display: Digital trauern
Reicht ein einfacher Grabstein aus, um einer Person zu gedenken, zu trauern und sich zu erinnern? In Deutschland sind schlichte Grabsteine Standard, doch es ist sicherlich kein Zufall, dass in vielen anderen Ländern Fotos und Collagen fast selbstverständlicher Teil des Grabschmucks sind. Sogenannte „sprechende Steine“, die mehr über den Verstorbenen erzählen, sind auch in Deutschland bekannt.
Was ist ein digitaler Grabstein
Woher genau der Trend kommt, lässt sich nicht ganz eindeutig sagen: Einige Quellen verorten den Start in Japan, andere in den USA. Schon 1999 wurde erstmals auf einem Grabstein in Schweden eine Web-Adresse eingemeißelt. Bis der digitale Grabstein in Deutschland ankam, hat er anscheinend den Weg über die Niederlande genommen, wo die Verknüpfung von analogem und digitalem Gedenken schon deutlich häufiger ist.
Der digitale Grabstein erweitert die Möglichkeit des Erinnerns ganz erheblich: Videos, Fotos, Nachrichten und andere Medien werden mit dem analogen Grabstein verknüpft und ermöglichen es, Gedenken deutlich individueller und vielfältiger zu gestalten.
Wie funktioniert der digitale Grabstein?
Digitale Grabsteine stellen eine Verknüpfung des analogen Grabsteines mit digitalen Möglichkeiten des Erinnerns dar. Als Einstiegspunkt dient dabei nach wie vor der analoge Grabstein vor Ort. Er verweist auf die digitalen Möglichkeiten oder enthält sogar selbst ein Display. Dort können Hinterbliebene Fotos, Videos und Nachrichten hinterlegen und abrufen. Als Wegweiser nutzen Steinmetze dafür üblicherweise einen QR-Code: Er führt auf eine Webseite und ermöglicht die Interaktion vom eigenen Smartphone mit einem Display.
Grabsteine können mit QR-Code verziert werden, der auf Medien oder eine Internetseite verweist. Diese dienen dem Gedenken der oder des Verstorbenen. Es gibt spezialisierte Anbieter solcher Webseiten, die auch direkt den QR-Code für den Grabstein erstellen. Hinterbliebene erhalten dort die Möglichkeit, den Lebensweg zu schildern, Fotos und Videos hochzuladen oder virtuelle Kerzen anzuzünden. Es ist jedoch auch möglich, eine eigene Webseite anzulegen, nach den persönlichen Vorlieben zu gestalten und einen entsprechenden QR-Code dafür zu generieren.
Viele Friedhöfe schreiben ein einheitliches Erscheinungsbild vor, sodass es
durchaus möglich ist, QR-Codes auf den ersten Blick zu übersehen. Sie fügen sich
oft dezent in die Inschrift ein. Viele Hinterblieben entscheiden sich allerdings auch
dafür, den Code so anzubringen, dass er leicht wieder entfernt werden kann.
Einige Steinmetze in Deutschland bieten auch die Möglichkeit an, ein Display in den analogen Grabstein einzulassen. Dort können dann beispielsweise Fotos, Videos und sogar Audiodateien abgespielt werden. Solche Displays laufen allerdings nicht den ganzen Tag, sondern müssen vom Besucher aktiviert werden.
Die Aktivierung geschieht durch Fernbedienungen oder inzwischen vielfach durch einen QR-Code, der es ermöglicht, das Display mit dem eigenen Smartphone zu steuern und darüber auch Audiodateien abzurufen. Es gibt hier viele unterschiedliche technische Ansätze.
Alter des Trends und rechtliche Herausforderungen
Digitale Grabsteine mit Display sind älter als die Variante mit dem QR-Code: Damit QR-Codes sinnvoll genutzt werden können, musste sich erst das mobile Internet verbreiten. Grabsteine mit Displays wurden schon 2004 in den USA patentiert. Sie tauchen in Deutschland etwa seit 2007 häufiger auf, QR-Codes werden seit 2012 verarbeitet.
Friedhöfe versuchen häufig, ein einheitliches Erscheinungsbild zu gewährleisten, um das Gedenken nicht zu stören. QR-Codes sind in dieser Hinsicht eher unbedenklich, denn sie können sich nahtlos in das Gesamtbild einfügen. Versuche, QR-Codes zu verbieten, scheiterten bereits.
Anders sieht es bei Bildschirmen aus. Hier könnten sich Friedhofsverwaltungen quer stellen, sodass es sinnvoll ist, im Vorfeld um Erlaubnis zu bitten.
Kosten von digitalen Grabsteinen
Grabsteine sind teuer: Schon einfache Urnengrabsteine kosten ab 1.200 Euro, bei Doppelgrabsteinen und aufwendiger Ausstattung können die Kosten sogar im fünfstelligen Bereich liegen. Einen QR-Code in den Grabstein eingravieren zu lassen, fällt dabei je nach Ausgangspreis kaum ins Gewicht: Rund 300 Euro müssen Hinterbliebene hierfür einkalkulieren. Spezialisierte Anbieter bieten Erinnerungs-Websites für rund 200 Euro für zehn Jahre an.
Deutlich aufwändiger ist der Einbau von Bildschirmen. Die Kosten für einen digitalen Grabstein liegen je nach Größe und Ausstattung hier bei etwa 1.600 Euro und mehr.
Die hohen Kosten für eine Bestattung können für Hinterbliebene problematisch sein. Wer sich einen digitalen Grabstein wünscht, sollte eine Sterbegeldversicherung abschließen und eine entsprechend hohe Versicherungssumme wählen. Selbst bei einem einfachen Grabstein lohnt sich die Versicherung, denn die Ausgaben für eine Bestattung können auch ohne digitale Anbindung schnell einen höheren vier- bis fünfstelligen Eurobetrag ergeben.
So helfen digitale Grabsteine beim Trauern
Digitale Grabsteine unterstützen die Trauerarbeit, in der sie das Gedenken bildlicher gestalten und beim Erinnern unterstützen:
- Fotos und Videos zeigen den Verstorbenen in verschiedenen Lebenslagen und mit Freunden, Familien oder Verwandten. Sie zeigen bedeutende Meilensteine oder bilden den Verstorbenen bei seinen Hobbys oder im Beruf ab. So erinnern sich viele Menschen leichter daran, wie sie die Momente mit dem oder der Verstorbenen teilen durften.
- Die Möglichkeit, Nachrichten zu hinterlassen, ist aktive Trauerbewältigung. Zum einen hilft sie dabei, sich von dem oder der Verstorbenen zu verabschieden, zum anderen ist es auch möglich, die Nachrichten anderer zu lesen und so Trauer zu teilen.
- Digitale Möglichkeiten des Erinnerns helfen nicht zuletzt Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder in weiter Entfernung dabei, dem Verstorbenen zu gedenken, ohne vor Ort sein zu müssen.
Fazit: Digitales Gedenken
Obwohl digitale Grabsteine die Trauerarbeit und das Gedenken unterstützen können und eine moderne Form der Erinnerung bieten, sind sie noch relativ selten. Dies liegt nicht zuletzt an den höheren Kosten im Vergleich zu traditionellen Grabsteinen. Zusätzlich zur finanziellen Unterstützung durch eine Sterbegeldversicherung, welche Hinterbliebene beim Kauf eines digitalen Grabsteins entlasten kann, bieten diese eine sinnvolle Investition.innovativen Gedenkstätten auch die Möglichkeit, das Andenken an Verstorbene interaktiv und individuell zu gestalten. Daher ist eine solche Versicherung nicht nur für die klassische Bestattung, sondern auch für moderne Gedenkmethoden wie den digitalen Grabstein eine sinnvolle Investition.