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Mentale und psychische Gesundheit von Jugendlichen

Die mentale und psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist so schlecht wie nie zuvor; rund 18 Prozent aller Kinder zeigen psychische Auffälligkeiten. Die Corona-Pandemie hat dieses Problem verschärft, allerdings ist sie nicht der alleinige Verursacher. Jugendliche müssen heute viele Herausforderungen in einer unsicheren Welt meistern.

 

Projekte wie BiPsy oder die HSBC-Studie zeichnen dabei ein eher düsteres Bild der Lage. Es fehlt an Therapieplätzen und anderen Versorgungsangeboten, während psychische Störungen eher zunehmen. Ein Problem liegt in der Verantwortungsdiffusion zwischen Bildungs- und Sozialwesen, die es manchmal erst sehr spät erlaubt, zu handeln.

Mentale Gesundheit von Kindern

Was gehört zur mentalen und psychischen Gesundheit?

Die mentale und psychische Gesundheit ist eine Kombination aus diesen Eigenschaften:

  • Der Zustand des Wohlbefindens.
  • Die Alltagsbelastung ist bewältigbar.
  • Die Person kann ihre Fähigkeiten ausschöpfen.
  • Die Person kann produktiv arbeiten oder lernen.

In der Realität sind Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit häufig. Schon leichte Einschränkungen haben Folgen für den Menschen. Vor allem stärkere psychische Störungen haben auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen.

Warum haben Jugendliche mentale und psychische Probleme?

Während der Pubertät ändern sich die Hirnstrukturen von Jugendlichen, wodurch sie anfälliger für psychische Probleme werden. Weitere Gründe sind:

  • Genetik: Bei vielen psychischen Problemen spielt die erbliche Veranlagung eine wichtige Rolle.
  • Negative Erfahrungen: Mobbing und andere Ausgrenzungserfahrungen im Schulalltag können psychische Erkrankungen wie soziale Ängste begünstigen.
  • Einflüsse: Erziehung und die Bindung zu den Eltern können Sicherheit geben, zugleich jedoch auch psychische Probleme begünstigen.
  • Leistungsdruck: Durch den erhöhten Leistungsdruck im Jugendalter können Stress und Depressionen hervorgerufen werden.
  • Drogen: Das jugendliche Gehirn ist besonders anfällig für von Drogen hervorgerufene Auffälligkeiten.
  • Multikrisen wie Pandemie, Klimakrise, Krieg und Flucht: Durch den Syrien- und Ukrainekrieg sind viele junge Menschen in Deutschland, die traumatische Erlebnisse erleiden mussten oder in Angst um ihre Familie leb(t)en. Auch Deutsche fürchten um ihre Zukunft.
  • Schwerwiegende Lebensereignisse: Krisen wie Tod, Trennung oder andere Verluste können dazu beitragen, dass Erkrankungen ausbrechen.
  • Fehlende Schutzfaktoren: Soziale Unterstützung, gesunde Lebensweisen und Resilienz können das Auftreten von psychischen Erkrankungen verhindern.

Wie kann man psychisch kranken Jugendlichen helfen?

Es ist wichtig, dass Eltern von betroffenen Kindern und Jugendlichen Hilfe von außerhalb suchen und annehmen, damit die Erkrankung gut behandelt wird. Auch wenn viele Eltern kompetent in Bezug auf Alltag, Beziehungen und Erziehung sind, ist spezifisches Wissen bei psychischen Problemen nicht nur hilfreich, sondern notwendig.

Es ist sinnvoll, sich möglichst frühzeitig an Fachpersonal zu wenden. Zum einen kann so eine Chronifizierung verhindert werden, zum anderen sind die Wartezeiten ohnehin recht lang. Die folgenden Stellen können Hilfe leisten:

  • Jugendpsychologen: Psychische und mentale Probleme werden von spezialisierten Kinder- und Jugendpsychologen behandelt. Sie sind schon bei Auffälligkeiten die besten Anlaufstellen, weil sie bewerten können, ob und welche Hilfe sinnvoll ist.
  • Ausgebildete Sozialarbeiter: Darüber hinaus bieten viele Städte Anlaufstellen für Jugendliche und Kinder, in denen gut ausgebildete Sozialarbeiter arbeiten. Sie können Probleme auffangen und sorgen für positive Erfahrungen in der Gemeinschaft.
  • Kirchliche und städtische Beratungsangebote: In den größeren Städten gibt es zudem kirchliche und städtische Beratungsangebote wie die Jugendhilfe, die Familien in Konflikt- und Krisensituationen unterstützen. Beratungsstellen in Ihrer Nähe können Sie bei der DAJEB ermitteln.
  • Neutrale Vertrauenspersonen: Auch abseits eines Therapieplatzes ist es sinnvoll, betroffenen Heranwachsenden die Möglichkeit zu geben, mit einer neutralen Vertrauensperson zu reden. Nationale Anbieter sind die Telefonseelsorge, die Jugendnotmail (Junoma) und die NummergegenKummer (dort gibt es auch ein Elterntelefon).
  • Lehrern und andere pädagogische Fachkräfte: Viele Heranwachsende verbringen viel Zeit in der Schule, Kita und Ganztagsbetreuung. Es kann sinnvoll sein, sich mit Lehrern und anderen pädagogischen Fachkräften des Kindes auszutauschen, um ein besseres Bild zu erhalten und gemeinsam gut auf das Kind eingehen zu können.

Die häufigsten psychischen Probleme von Jugendlichen

Die drei häufigsten psychischen Probleme von Kindern und Jugendlichen sind:

  • Angststörungen (rund 10 %): Angstsymptome sind Herzrasen, Schweißausbrüche, Schwindel, Zittern und Übelkeit. Auch ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten ist typisch. Kinder klagen oft über Bauch- oder Kopfschmerzen.
  • Externalisierende Störung (rund 7,5 %): Typische Symptome sind Hyperaktivität, Impulsivität, Aufmerksamkeitsprobleme, aggressive und verweigernde Verhaltensweisen.
  • Depressive Störungen (rund 5,9 %): Gefühle der Traurigkeit oder Reizbarkeit, Interessenverlust, gesteigerter oder verminderter Appetit und verminderte Gestik und Mimik können Anzeichen für eine Depression bei Kindern und Jugendlichen sein.

Empfehlungen für psychische und mentale Gesundheit

Welche Angebote für die mentale und psychische Gesundheit von Jugendlichen in einem konkreten Fall empfehlenswert sind, hängt auch von der Art und Stärke der Erkrankung ab. Die wohl wichtigste Anlaufstelle ist die Jugendhilfe. Sie kennt die unterschiedlichen Angebote in der Stadt und kann teilweise auch selbst helfen. Deswegen ist es in jedem Fall sinnvoll, das Beratungsangebot zu nutzen und davon ausgehend passende Angebote zu wählen.

Im Notfall helfen Telefonseelsorge, die Jugendnotmail (Junoma) und die NummergegenKummer schnell weiter.

Es ist sinnvoll, schon frühzeitig vorzusorgen und eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Schüler abzuschließen. Wichtig ist, dass psychische Erkrankungen ein Leistungsfall sind. Da psychische Probleme häufig bis ins Erwachsenenalter fortwirken, können Eltern ihre Kinder so besser schützen und finanziell absichern.